Gegenstand des Projekts ist die Erforschung der Grenzen, von denen die Effektivität eines Compliance Management Systems abhängig ist. Der Ansatz von Cross Cultural Compliance (CCC) überschreitet und definiert neue Grenzen in dreifacher Hinsicht – zwischen den Fachdisziplinen: Compliance Management als fachübergreifendes Konzept, zwischen Staat und Wirtschaft: Compliance Management als Paradigmenwechsel in der Beziehung zwischen „Regulierer“ und „Regulierten“ sowie zwischen den Kulturkreisen: Cross Cultural Compliance als Übersetzungsinstanz zwischen universellen Standards und sozio-kulturellen Unterschieden. Das Projekt wird im Rahmen des Zentrums B/Orders in Motion an der Europa-Universität Viadrina durchgeführt. Partner bei der Zusammenarbeit am Projekt Cross Cultural Compliance ist das German-Southeast Asian Center of Excellence for Public Policy and Good Governance (CPG) an der Universität Thammasat in Bangkok. Eine der kommenden Veranstaltungen im Rahmen des Projektes ist eine für das Frühjahr 2015 geplante internationale Konferenz zum Thema Compliance-Standards auf der ganzen Welt.
Compliance Management Systeme (CMS) konnten in den letzten Jahren einen erheblichen Beitrag zur Förderung der Integrität der Unternehmen und Stärkung der Wirtschaft leisten. Von ursprünglich reaktiv, in Folge korrupter unternehmerischer Verhaltensweisen eingeführten Systemen, entwickelte sich die Idee hin zu einem umfassenden, auf Werten basierten CMS-Konzept, welches Unternehmen vor Compliance-Risiken absichert, zur Schaffung einer nachhaltigen Compliance-Kultur und zur Förderung des Unternehmensmehrwerts führt. Die konventionellen Grenzen werden in diesem Konzept in dreidimensionaler Weise überschritten:
1. Überschreitung der Grenzen zwischen den Fachdisziplinen
Nur wenn die am CMS beteiligten Fachdisziplinen vollumfänglich berücksichtigt werden und damit die Grenzen der konventionellen Fachdisziplinen auf innovative Art und Weise überschritten werden, kann ein gegenständlich weitestgehend ausdifferenzierter Compliance-Standard in einem Unternehmen etablieren werden. Hierzu müssen insbes. die Rechtswissenschaft, Betriebswirtschaftslehre, Soziologie, Sprachwissenschaft und weitere Disziplinen beachtet werden.
2. Überschreitung und Neudefinierung der Grenzen zwischen Staat und Wirtschaft
Diese perspektivische Grenzziehung verläuft zwischen dem Staat als normsetzende Hoheitsmacht und dem Unternehmen als Adressat einer solchen Norm. Die Compliance-Forschung entwickelt innovative Konzepte, welche die Schnittmengen zwischen diesen beiden Perspektiven aufgreifen und durch die gezielte Einführung von Strukturen, Maßnahmen und Optimierungen eine effektive Norm- und Werteumsetzung im Unternehmen gewährleisten wollen. Compliance löst diese als fundamental betrachteten perspektivischen Unterscheide zwischen dem Regulierer und dem Regulierten damit auf und definiert sie neu.
3. Überschreitung der sozio-kulturellen Grenzen im globalen Geschäft
Globale Unternehmen stehen vor der Herausforderung, allgemein gültige Compliance-Standards in ihrer weltweiten Konzernstruktur einheitlich zu implementieren, um das erarbeitete hohe Compliance-Niveau weltweit gewährleisten zu können. Dabei stoßen diese in anderen Ländern oft auf soziale, kulturelle und kommunikative Grenzen, welche dieser Implementierung Schranken setzen. Im Rahmen von Cross Cultural Compliance (CCC) soll zwei Grenzen durch die Untersuchung ihrer Auflösung und Neuziehung nachgegangen werden: Zum einen – auf der Mikroebene – die Grenze zwischen Herkunftskultur und Anwendungskultur einer Gesellschaft und zum anderen – auf der Makroebene – zwischen dem Bestreben einer internationalen Gemeinschaft nach Durchsetzung von universalistischen Normenregimen einerseits und der Diskrepanz zwischen Normtheorie und Anwendungsrealität in den betroffenen Ländern andererseits.
Gegenstand des Projektes ist die Erforschung insbesondere der dritten der genannten Grenzen, welche sich derzeit in höchster Bewegung befinden und bislang weitestgehend wissenschaftlich unberührt blieben.
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